AIDS-Prävention

Keine Erkrankung bedroht so wie Aids die Zukunft aller Generationen im Kirchenkreis Tandala. Daher haben sich die Kirchengemeinden entschlossen, Seminare zu geben. Manchmal für alle Dorfbewohner, manchmal speziell für verschiedene Altersgruppen oder getrennt nach Geschlecht, informieren unsere Partner oder wir über die reale Gefahr und über den Umgang mit der Erkrankung.

Über Seminare hinaus unterstützen wir die Selbsthilfegruppen finanziell mit Mikrokrediten. Die Gruppen stellen vor Beginn ihrer Projekte ein Budget auf und berichten darüber regelmäßig jedes Jahr. So haben einige Witwer- und Witwengruppen Baumpflanzungen durchgeführt, andere haben Gärten angelegt und verkaufen das Gemüse, andere halten gemeinsam Haustiere. Der Grundstock für Notzeiten und die Pflege.

Die Seminare müssen auch weiterhin gehalten werden. Der Informationsfluss darf nicht gestoppt werden. Ein Seminar für 50 Personen kostet ungefähr 50 Euro und kann das Leben von vielen Menschen retten. Das Essen ist dabei inklusiv, denn es kommt nicht nur der Sitte nach dem Einladenden zu, sondern ist auch notwendig, da die An- und Abreise meist zu Fuß von den einzelnen Dörfern aus erfolgt.


Hintergrund: Es geht um Leben oder Tod

AIDS-PatientZu Beginn der Partnerschaft mit Mang’oto sprach niemand offen über HIV, über AIDS. Es wurde gestorben und gestorben. Kinder wuchsen verlassen auf. Großeltern hungerten, versuchten die Enkel mehr schlecht als recht durchzubringen. Waisenkinder griffen eines Tages in unserem Beisein mit einem Singspiel die erwachsenen Mitglieder der Gemeinde an. Sie riefen und baten: „behandelt unsere Mütter nicht so schlecht“ und so kam alles ins Rollen.

Man öffnete langsam die Augen dafür, wie Frauen, Witwen und Waisen behandelt werden. Wir haben – und wir sind ein bisschen stolz - das Tabu gebrochen und darüber offen gesprochen. Laut von der Kanzel, leise neben dem Zimmer des Kranken. Nicht aus europäischer Warte, sondern weil wir sagen konnten, Nelson Mandela spricht darüber, Bischof Desmond Tutu auch. Präsident Kikwete hat sich testen lassen

„Was heißt hier Rücksicht nehmen auf unsere Kultur. Jeder tut‘s und keiner redet darüber.“ Dabei geht es ja um Tod oder Leben. Dort, wo wir gemeinsam Seminare halten, wird dies akzeptiert.

In Seminaren für kirchliche Mitarbeiter bitten uns die Pfarrer in die abgelegenen Dörfer zu fahren und in ihren Kirchen die Seminare zu halten. Oder sie sagen: “Wir haben in Eurem Seminar so viel gelernt. Wir werden das jetzt in unserer Gemeinde weiterführen.“

Oft gab und auch jetzt gibt es noch das Warten auf Seligkeit im Himmel. Ein passives Hinnehmen der Infektion und damit auch der Weitergabe. In Seminaren machten wir die Menschen vertraut mit der Vorstellung, dass sie Verantwortung für ihr Leben und das ihrer Kinder haben. Dass nicht Gott AIDS gebracht hat, sondern alle, so geschaffen sind, dass sie als Menschen anfällig für die Krankheit sind. Das man eben als Mensch Verantwortung für die Erkrankung hat. Vor sich, vor Gott. Die Seminare machen klar, dass es weder Gottes Wille noch Strafe für ein „Lotterleben“ ist, sondern die Eheleute sich anstecken.

Oft überträgt der Ehemann seiner Frau den tödlichen Virus. Geschwächt durch anstrengende Feldarbeit, Geburten und Pflege der Kinder versterben sie früh. Heute schließen sich viele Betroffene in Gruppen zusammen. Leisten sich ideelle Hilfe oder unterstützen sich gegenseitig bei der harten Feldarbeit, pflegen Erkrankte gemeinsam. Durch die Offenheit konnte die Stigmatisierung Erkrankter stark reduziert werden.

Das traditionelle Rollenverständnis, dass der Mann alle Macht über die Frau (und nicht nur seine) hat, ist noch vorhanden. Aber die Frauen sagen jetzt offen, dass die Männer sich nicht vor Krankheit schützen und sie damit gefährden. Verantwortungsvolle heiratswillige Paare gehen nun vor der Vermählung zum Test. Waisenkinder griffen in mit einem Singspiel die Mitglieder und Erwachsenen der Gemeinde an.


Aktuelle Situation

HIV ist eine tödliche Krankheit. Sie wird immer noch zu oft verschwiegen, zu spät bekannt. Besonders besser Ausgebildete, wie Lehrer, Pfarrer, Krankenschwestern, Verwaltungsangestellte verschweigen ihr Leiden aus Scham und Angst, gefährden damit sich und andere. Vorstellungen, dass das Virus Kondome durchdringe, regelmäßiges Beten vor Erkrankung bewahre, die antiretrovirale Medikamente gesunden lassen, zeigen, dass trotz des Fortschrittes noch viel Arbeit vor den Menschen liegt.

Doch es herrscht Offenheit.
Das Tabu ist gebrochen.


Selbsthilfegruppen

Leute bekennen sich öffentlich zu ihrer Erkrankung – zumindest einfache Bauern. Sie kennen ihren AIDS-Status, die Anzahl ihrer CT-Zellen. Seit sechs Jahren tun sich Leute aus den Dörfern verstärkt zu Gruppen von bis zu 30 Mitgliedern zusammen. Sie treffen sich mindestens einmal im Monat, zahlen einen Mitgliedsbeitrag, der helfen soll, sich in Zeiten der Not zu unterstützen.

Die Mitglieder helfen sich gegenseitig, erinnern sich an die regelmäßige Medikamenteneinnahmen und muntern sich auf, in schwierigen Zeiten, pflegen die Kranken im Endstadium und zeigen, wie man verantwortlich mit dem Virus lebt.


Was wir tun

Über Seminare hinaus unterstützen wir die Selbsthilfegruppen finanziell mit Mikrokrediten. Wir verleihen zinslos geringe Geldsummen von bis zu 50 Euro und bekommen nach Ablauf eines Jahres das Darlehen zurück. Die Gruppen stellen vor Beginn ihrer Projekte ein Budget auf und berichten darüber regelmäßig jedes Jahr. Unaufgefordert bringen sie uns ihre Berichte und Abrechnungen.

So haben einige Witwer- und Witwengruppen Baumpflanzungen durchgeführt, andere haben Gemüsegärten angelegt und verkaufen Gemüse, andere halten gemeinsam Haustiere.


Was Sie tun können: Leben spenden.

Die Seminare müssen weiterhin gehalten werden. Der Informationsfluss darf nicht aufgehalten werden. Neue Erkenntnisse müssen den Leuten zugänglich gemacht werden, verantwortliche Verhaltensweisen öffentlich diskutiert werden.

Ein Seminar ist eine Ganztagesveranstaltung inkl. Essen. Das Essen gehört nach hiesiger Sitte dazu und es ist wichtig. Die Teilnehmer reisen aus ihren Dörfern an. Stehen sehr zeitig auf und laufen zum Teil über 4 Stunden und zurück müssen sie am Ende des Tages auch. Aber sie kommen und das ist wichtig.

Ein Seminar für 50 Personen kostet ungefähr 50 Euro mit dem das Leben von vielen Menschen gerettet werden kann.