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Ach, Männer!

Am Sonntag, dem 11. Oktober 2009 haben wir in dem hochgelegenen Bergdorf Usungilo einen bunten Gottesdienst mit vielen Kindern gefeiert. Nun wollen wir die lehmige, staubige Piste zurück ins 15 Kilometer entfernte Tandala mit unserem Land Cruiser bewältigen. Wie gewöhnlich sind einige Mitfahrer zugestiegen, darunter zwei Mütter mit Kleinkindern, die dringend ins Krankenhaus Consolata nahe Tandala gebracht werden müssen. Es ist noch Trockenzeit, und einige Bauern brennen wieder trotz Verbot ihre abgeernteten Felder ab. Hier und da steigen kleine Rauchsäulen auf, nichts besonderes. Aber in der Ferne, ungefähr dort, wo Tandala liegt, qualmt es gewaltig.

Als wir näher kommen, erkennen wir, dass eine Großfeuer ausgebrochen sein muss, irgendwo zwischen dem Dorf Utsewa und dem Diakoniezentrum Tandala. Wir fahren rasch daran vorbei, bringen die Mütter und Kinder zum Krankenhaus, und entscheiden uns, zur Diakoniestation zu fahren, machen aber vorsichtshalber schon vorher an der Kirche halt, denn wir sehen, dass das Feuer im Tal unterhalb der Diakonie wütet und uns möglicherweise den Rückweg versperren könnte, wenn es auch nur noch ein wenig weiter nach oben kommt. Wir laufen die letzten 100 Meter und sehen, wie einige Menschen mit Wassereimern hin und her laufen, wie Flammen wenige Meter vor den Mitarbeiterhäusern züngeln, in denen auch deutsche Voluntäre wohnen, wie brennende Äste herabstürzen. Wir sehen auch, wie die behinderten Rollstuhlfahrerinnen sorgenvoll die Szene beobachten.

Ein Telefonat mit dem Leiter der Diakoniestation ergab, dass man sehr gut den ca. 15 Meter langen Gartenschlauch einsetzen könnte, den wir in unserem Garten haben. Wir fahren rasch zurück, holen ihn, verlängern mit ihm einen - den einzigen – Schlauch, der im Einsatz ist, und helfen nun, an zwei Wasserzapfstellen Eimer zu füllen und an den Waldrand zu tragen, um dort Flammen und Schwelbrände zu löschen. Aber keiner hat das Kommando, keine Kette wird gebildet. Statt dessen schleppen kleine Mädchen, kaum 6 oder 7 Jahre alt, schwere Wassereimer kreuz und quer. Wir versuchen, mit ein paar Befehlen ein System hineinzubringen. Gottseidank hat sich der Wind nun so gedreht, dass die Flammen sich nicht mehr auf die guten, von Deutschland finanzierten Gebäude der einzigen Diakoniestation der Süd-Zentral-Diözese zubewegen. Der Leiter der Diakonie rackert unermüdlich, ebenso der Dekan des Kirchenkreises und der Leiter des Jugendchores – ansonsten aber nur Frauen und Mädchen. Wo sind die männlichen Gemeindemitglieder, wo die Studenten der benachbarten Pädagogischen Hochschule, wo die Bauern der Umgebung? Na ja, es ist Sonntag, und... na ja, die Frauen werden es schon schaffen, wie zumeist.

Als wir sehen, dass die unmittelbare Gefahr gebannt ist und sich nun Frauen und Kinder auf den Weg ins Tal machen, um die Ausbreitung des Feuers auf der anderen Seite zu verhindern, gehen wir zum Auto zurück und sprechen drei halbstarke Jungen an, die gemütlich auf einer Mauer sitzen und aus sicherer Entfernung das Geschehen verfolgen: “Kommt, geht und helft, das Feuer zu stoppen!“ Sie antworten: „Wir sind müde.“ Aber dann stehen sie doch auf und bewegen sich in Richtung der Helferinnen. „Feuer“ heißt auf Kiswahili „Moto“ . Moto macht müde Männer munter? Mitnichten. Oder doch: manchmal. Am Montag Morgen waren einige Helfer wieder zugange und hatten schließlich den Großbrand ganz zum erlöschen gebracht – Frauen, Kinder - und sogar einige Männer.

Hartmut Barsnick

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